1.                       Umweltverträgliche Flächenvorsorge als Leitbild der Flächennutzungsplanung

Hinter dem anhaltenden Flächenwachstum der Städte und Gemeinden steht der Bedarf nach Wohnungen und nach Arbeitsplätzen, stehen Freizeitwünsche und flächenwirksame Ansprüche auf Güter und Leistungen. Dies wirft die Frage auf nach der noch zumutbaren Inanspruchnahme von Flächen und dem ökologisch akzeptablen Umgang mit den Ressourcen. Für die Fortschreibung des FNP stellt sich heute, wie auf allen Planungsebenen dringend und vorrangig die Frage nach den Grenzen des Handlungsspielraums für eine weitere Siedlungsentwicklung. Für die räumliche Entwicklungsplanung sind in diesem Sinne vor konkreten Einzelentscheidungen eindeutige grundsätzliche Handlungsmaximen unter Beachtung regionaler und überregionaler Wirkungszusammenhänge zu erarbeiten. In ganz besonderer Weise gilt dies für das Zentrum einer Region.

Die Frage, in welche Richtung die künftige Entwicklung Ulms gehen soll, wird äußerst kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite steht ein eher bewahrender Ansatz, der die Bedarfskomponenten in Frage stellt,  Flächenwachstum möglichst begrenzen und die Erhaltung landschaftlicher Freiräume als Kernziel erreichen möchte. Die vorliegende Planung will dagegen notwendiges Flächenwachstum kanalisieren und möglichst ressourcenschonend konzentrieren.

Kommunale Aufgabe ist sowohl die Sicherung des Wirtschaftsstandortes durch Förderung innovativer Impulse und Nutzung vorhandener Standortvorzüge als auch die Sicherung der natürlichen Umweltbedingungen und die Erhaltung eines attraktiven Wohn- und Arbeitsumfeldes. Unter Abwägung aller sektoralen Ansprüche scheint das Leitbild einer funktionalen Schwerpunktbildung in der Region besonders geeignet zu sein. Siedlungserweiterungen müssen deshalb vorrangig im Oberzentrum und in den zentralen Orten des Umlandes erfolgen. Eine Zersiedelung des Verdichtungsraumes kann nur durch Bündelung verhindert  werden. Durch Verdichtung und Verkehrsbündelung können neben effizienterer Infrastrukturauslastung größere Freiraumzusammenhänge und wohnungsnahe Freiräume zugunsten von mehr Umweltqualität gesichert werden.

Dazu bedarf es vor allem einer längerfristigen Entwicklungsflächenvorsorge. Diese vorausschauende Flächensicherung ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklungsfähigkeit des Wirtschaftsraumes und für die Realisierung von bezahlbarem Wohnraum für alle Bevölkerungsteile.

Die Erfüllung notwendiger Flächenansprüche ist aber auch in Einklang zu bringen mit der zunehmend dringlicher werdenden Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen und mit der Erhaltung der spezifisch örtlichen Umweltqualitäten. Grundforderung ist der sparsame Umgang mit Grund und Boden und die weitestgehende Minimierung planerischer Eingriffe in Natur und Landschaft. Neben der kritischen Prüfung von Flächenansprüchen und neben der notwendigen Schonung von bestimmten ökologisch empfindlichen Bereichen muss die Planung vor allem strukturelle Entwicklungsansätze aufzeigen, die vom Grundsatz her auf eine Verminderung des Verkehrs ausgerichtet sind und die somit der flächenhaften Inanspruchnahme der Landschaft entgegenwirken.

Kompakte Städte sollen "Städte der kurzen Wege" sein: Verdichtung und Funktionsmischung sind Voraussetzung für eine qualitativ befriedigende Versorgung, die es wiederum ermöglicht, notwendige Wege zu vermindern und damit die
Abhängigkeit vom Auto zu mindern. Zwar belastet jede Siedlungskonzentration die Natur, dennoch bietet die Stadt mehr als andere Siedlungsformen die Chancen für umweltverträgliches Leben und Arbeiten. Disperse Siedlungsentwicklungen führen, bezogen auf den gleichen Nutzflächenanspruch, zu weitaus höherem Flächen-verbrauch.

Für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans wird deshalb als Leitbild eine ressourcen- und freiraumschonende Siedlungsentwicklung angestrebt. Damit sollen trotz restriktiver räumlicher Rahmenbedingungen weitere Entfaltungsmöglichkeiten gesichert werden. Ziel ist die Förderung einer umweltverträglichen Entwicklung, die ausreichend Arbeitsplätze schafft und gleichzeitig ein "nachhaltiges" Wirtschaften ermöglicht.